
meine Kamera
Dies wäre meine neue Kamera, die ich mir wünschte
Bei Samsung heißt die Systemkameraserie NX. Die Koreaner
entwickeln fleißig neue Modelle mit pfiffigen Funktionen wie zum
Beispiel den „i-Function-Knopf“ am Objektiv oder jetzt verstärkt
netzwerkfähige Kameras. Die kleinste dieser Serie, die NX 1000,
schaffte es jetzt in unser Testlabor. Von den Eckdaten her ein äußerst
interessanter Kandidat mit Vollausstattung zu einem inzwischen
moderaten Straßenpreis von rund 460 Euro. Ob die Kamera alltagstauglich
ist und mit der Bildqualität überzeugen kann, musste sie in unserem
Labor und bei intensiven Herbsteinsätzen unter Beweis stellen. (Stefan
Meißner)Ergonomie und Verarbeitung Außer dem Topmodel NX20, das an eine
Spiegelreflexkamera erinnert, sehen sich alle kleineren Modelle der
NX-Serie sehr ähnlich, so auch das „kleinste“. Am schlanken Gehäuse mit
abgerundeten Ecken steckt ein trotz des moderaten Brennweitenbereichs
und mäßiger Lichtstärke recht wuchtig wirkendes Objektiv. Das liegt mit
Sicherheit auch am großzügigen Auflagemaß, das den Objektivanschluss um
rund einen Zentimeter verlängert. Immerhin hat das auch Vorteile für
das Handling, denn der großzügig bemessene Handgriff lässt auf diese
Weise selbst für kräftige Finger genügend Platz zwischen Objektiv und
Gehäuse. Die Kamera liegt dadurch sicher in der Hand, hat aber die
Hosentaschentauglichkeit eingebüßt. Daran ändert auch die Parkposition
nichts, in die der Zoomring nach Druck auf einen Entsperrtaste gedreht
werden kann. Das Objektiv verkürzt sich dadurch nur um etwa eineinhalb
Zentimeter.Die Verarbeitung ist trotz großzügigen Einsatzes von
Kunststoff in Ordnung und macht einen soliden Eindruck. Alle Schalter,
Hebel und Rädchen zeigen einen eindeutigen Druckpunkt und reagieren
zuverlässig. HDMI- und USB-Anschluss an der rechten Gehäuseseite werden
von einem echten Kläppchen verdeckt, was wesentlich eleganter wirkt als
die üblichen Gummipfropfen. Auf der Unterseite sitzt das Stativgewinde
aus Stahl exakt in der optischen Achse. Der Abstand zum kombinierten
Akku-/Speicherkartenfach genügt, um auch auf dem Stativ montiert
zugänglich zu bleiben.Kritik an der Verarbeitungsqualität muss sich
einzig das Objektiv gefallen lassen. Bis auf die Linsen besteht es
vollständig aus Kunststoff, was besonders beim Bajonett Zweifel an der
Langlebigkeit aufkommen lässt. Der Zoomring ist sich zwar leicht zu
drehen, macht aber einen klapprigen Eindruck. Allerdings wirkt dieses
Objektiv mechanisch etwas ausgereifter als das 18-55er, das wir mit der
NX200 testen durften (siehe weiterführenden Link), Samsung hat hier
offensichtlich Fortschritte gemacht.Alle Schalter der NX1000 befinden
sich entweder oberhalb des Griffes oder auf der rechten Rückseite der
Kamera. Sie sind bequem mit Daumen oder Zeigefinger erreichbar und
lassen sich ohne Verrenkungen prima bedienen. Nur der Auslöser für
Videoaufnahmen sitzt etwas unglücklich nah an der Daumenmulde, so dass
gelegentlich Filmaufnahmen unabsichtlich gestartet werden.Leider ist
das Display starr angebracht und auch nicht unbedingt von der von
Samsung gewohnten Qualität. Zwar löst es mit 921.000 Bildpunkten
angenehm detailreich auf, bei schrägem Einblick verblassen jedoch die
Kontraste und feine Tonwertdifferenzen verschwinden. Es gibt weder
einen Sucher noch die Möglichkeit, einen Sucher als Zubehör
anzuschließen. Der Fotograf muss also mit dem vorlieb nehmen, was das
Display kann. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – man darf nicht
vergessen, dass es sich bei der NX1000 um das Einsteigermodell in das
NX-System handelt.Bei den Informationen hält das Display wieder voll
mit: Nicht nur alle wichtigen Aufnahmeparameter, verschiedene Gitter
und ein Histogramm können eingeblendet werden, sondern auch eine
Wasserwaage, die die Ausrichtung der Kamera sogar in zwei Achsen
unterstützt. Auch das ist für eine Einsteigerkamera nicht
selbstverständlich.Wie schon gesagt überzeugen die Tasten durch präzise
Druckpunkte und gute Rastungen. Der Programmwähler kann sowohl links
als auch rechts herum gedreht werden, so dass jede der zehn Positionen
auf kurzem Weg erreichbar ist. Besonders interessant ist die
„iFn“-Taste am Objektiv, mit der verschiedene Parameter wie zum
Beispiel Verschlusszeit und Blende im manuellen Betrieb und vieles mehr
auf den vorderen Stellring direkt am Objektiv gelegt werden können. Der
Ring ist recht leichtgängig und könnte als Blendenring ruhig eine
Rastung vertragen. Für den manuellen Fokus ist das natürlich ungünstig,
daher kommt es zu diesem Kompromiss. Sollen wichtige Aufnahmeparameter
wie zum Beispiel Empfindlichkeit, Weißabgleich, Messfelder und
Verschlusssteuerung angepasst werden, genügt ein Druck auf die
Funktionstaste an der Kamerarückseite, um das Schnellmenü aufzurufen.
Ausflüge ins umfangreiche Menü sind so meist vermeidbar. Wenn man doch
ans Eingemachte gehen will, bietet die Samsung recht umfangreiche aber
dennoch übersichtlich gegliederte Menügruppen an. Dem Anfänger und
Aufsteiger bietet die NX1000 kaum Rätsel.Ausstattung Mittlerweile haben
alle etwas besseren Kameras alle gängigen Automatiken und
Halbautomatiken, Szeneprogramme und Bildmodi an Bord. So auch die
NX1000. Der Besitzer kann im Smart-Modus der Kamera alle Einstellungen
inklusive der Szeneauswahl überlassen oder aber selber Herr über alle
Parameter bleiben. Im Szenemodus wählt er aus 15 Programmvarianten
aus. Neben den üblichen Sport-, Nacht- und Porträtprogrammen bietet die
NX1000 einenpfiffigen Panorama-Modus, der die Schwenkrichtung
zuverlässig automatisch erkennt. Die Ergebnisse überzeugen leider nicht
immer, denn gelegentlich treten Doppelkonturen an Kanten und Linien
auf. Die Auflösung ist begrenzt auf 8.000 x 1.152 Pixel, wobei die
knappe Bildhöhe bei ungleichmäßigen Schwenks noch ein paar Pixel
verliert. Dennoch macht es sehr viel Spaß, Panoramen mit der NX1000
aufzunehmen und für Bilder im Fotobuchformat reicht es allemal.Der
fortgeschrittene Fotograf wünscht sich mehr manuelle
Einflussmöglichkeiten, die mit der Samsung dank des Funktionsknopfes am
Objektiv besonders leicht fallen. Abhängig vom Aufnahmemodus erlaubt
die Taste eine Belichtungskorrektur, die Blenden- oder Zeitwahl oder
einen Wechsel des Szene- oder Bildmodus. Drücken und drehen, fertig.
Leider ist der Funktionsknopf so flach ins Objektiv integriert, dass
man ihn nur schwer ertasten kann. Eine für ein Einsteigermodell
angenehme Überraschung ist die sehr feinfühlig ansprechende
Wasserwaage. Mit ihrer Hilfe kann die NX1000 sowohl in der Horizontalen
als auch in der Neigung exakt ausgerichtet werden. Manch höherwertiges
Gerät könnte sich hier ein Beispiel nehmen.Schade ist, dass die Samsung
NX1000 nicht nur auf den Sucher verzichtet, sondern auch auf einen
integrierten Blitz. Samsung liefert zwar ein recht leistungsstarkes
Aufsteckgerät mit, aber Blitzen ohne umständliche Fummelei wäre besser.
Ist derLichtspender erst einmal montiert, leuchtet er recht weit und
dem mitgelieferten 20-50 Millimeter Zoom auch ordentlich in die Ecken.
Es stehen alle üblichen Blitzfunktionen zur Verfügung, und die
Aufnahmen zeigen neutrale Farben.Im Videobetrieb stehen mehrere
Optionen zur Verfügung. Von FullHD bis 320 x 240 Pixel mit 25 Bildern
pro Sekunde gibt es fünf Auflösungsstufen. Die aufgenommenen
MP4-Dateien sind mit dem H.264-Codec komprimiert. Erstaunlicherweise
sind die Dateien der NX1000 sehr genügsam, was die Computerhardware
betrifft. Nahezu ruckelfrei liefen die Filme auf einem fünf Jahre alten
PC. Während der Aufnahme ist Zoomen mit dem Set-Objektiv nicht
empfehlenswert, denn das unstabilisierte Bild wackelt ohnehin schon
genug. Auch der Autofokus hat so seine liebe Mühe und benötigt viel
Zeit, um die Schärfe zu finden. Der Ton ist klassenüblich stark von
Windgeräuschen überlagert, ein externes Mikrofon kann nicht
angeschlossen werden. Alles in allem taugt die NX1000 als
Videotagebuch, wenn die Ansprüche nicht all zu hoch sind.Rasant geht
die NX bei Serienfotos zur Sache. Bis zu acht Bilder je Sekunde
zeichnet sie bei voller Auflösung auf. Nach elf Fotos ist jedoch
Schluss und die kleine Samsung stellt für über zehn Sekunden jede
Arbeit ein. Im Burst-Modus geht es nochmals deutlich schneller, 30
Bilder werden dann während einer Sekunde mit rund fünf Megapixeln
aufgenommen.Die wohl innovativsten Funktionen stellt die WLAN-Fähigkeit
der NX1000 zur Verfügung. Mit einer speziellen App für das Smartphone
kann dieses als Sucher und sogar zur Fernauslösung der Kamera verwendet
werden. Man kann ohne weitere Software Bilder beziehungsweise Videos
per E-Mail versenden oder aufMedienportale hochladen. Etwas umständlich
ist die Eingabe von Texten wie zum Beispiel Kennwörter oder Adressen.
Die NX1000 stellt zwar eine Bildschirmtastatur zur Verfügung, es muss
aber jedes Zeichen umständlich mit der Vier-Wege-Wippe angesteuert
werden, weil das Display leider nicht berührungsempfindlich ist. Ist es
aber gelungen, auf diesem Weg beispielsweise eine E-Mail-Adresse und
einen kleinen Gruß einzutippen, werden die ausgewählten Fotos mit zwei
Megapixeln Auflösung versandt. Für automatische Sicherungskopien
benötigt der Zielrechner die mitgelieferte Software. Sollen Bilder und
Videos drahtlos auf einem WLAN-fähigen Fernseher angeschaut werden,
muss dieser DLNA-fähig sein. Bevor Bilder verschickt werden, können
diese direkt in der Kamera aufgehübscht oder verfremdet werden.
Helligkeit, Kontrast, rote Augen, Haut glätten und einige Filter stehen
auch nachträglich zur Verfügung.Berücksichtigt man die
Ausstattungsfülle, ist die Samsung NX1000 zum aktuellen Marktpreis ein
Schnäppchen. Wenn da nicht der recht träge Autofokus wäre. Da nützen
auch die 35 AF-Felder nichts. Gerade im Nahbereich fokussiert die
kleine Samsung deutlich über den Nahbereich hinaus und könnte die
Schärfe finden. Nur leider stoppt sie nicht an der richtigen Stelle.
Bei manuellem Fokus überträgt der Schärfering die Steuersignale recht
feinfühlig an den AF-Motor und der Fotograf wird auf Wunsch von einer
automatisch zugeschalteten Fokuslupe beziehungsweise einem
Schärfeindikator unterstützt. Dennoch verweigert die Samsung NX1000 die
Nahgrenze von ca. 15 Zentimeter, die bei dem getesteten 20-50
Millimeter Objektiv reinmechanisch durch Drehen am Filtertubus
erreichbar ist. Abgesehen davon hatten wir während des Testzeitraums
ein paar Softwareabstürze. Die Kamera ließ sich nicht mehr ausschalten
oder nahm keine Menübefehle mehr an. Abhilfe brachte nur die Entnahme
des Akkus.Bildqualität Um es gleich vorweg zu nehmen: Bei der
Bildqualität hat Samsung deutlich zugelegt. Die Schwächen, die wir im
Praxistest der NX200 attestieren mussten, scheint die NX1000 hinter
sich gelassen zu haben. Das mag sicherlich auch am nun mitgelieferten
Objektiv liegen. Vom Brennweitenspektrum her vielleicht etwas zu klein
ist es dem 18-55er optische deutlich überlegen. Am kurzen Ende erreicht
es schon bei offener Blende 45 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Zwar
fällt dieser Wert zum Rand hin auf 32 lp/mm ab, was aber bei unserem
Refernzabzug im Format 20 x 30 cm noch nicht sichtbar ist. Durch
Abblenden auf Werte um F5,6 bis F8 lässt sich dieser gute Wert auf rund
50 lp/mm steigern, und das bei allen Brennweiten! Beugungsbedingt sackt
die Abbildungsleistung bis Blende 16 sanft, darüber deutlich ab.
Chromatische Aberrationen halten sich dezent zurück und stellen kein
Problem dar, genauso Vignettierung und Verzeichnung. Auch im
praktischen Einsatz bestätigte die NX1000 die Labormesswerte. Feine
Landschaftsdetails in Herbstfarben oder das behaarte Ohr einer Kuh im
Gegenlicht wurden detailliert und bis auf Pixelebene haarfein
wiedergegeben.Problematisch könnten für Nacht-Fotografen Bildrauschen
und die etwas geringe Eingangsdynamik werden. Während bis ISO 800 noch
alles in Ordnung ist, fällt der Signal-Rauschabstand bei höheren
ISO-Werten unter die kritische 35-dB-Linie. Überhaupt scheint ISO 800
die Schallmauer für ausgezeichnete Bildqualität darzustellen. Obwohl
die Texturschärfe, also die Wiedergabe feiner, unregelmäßiger Details,
noch bei höheren Empfindlichkeiten akzeptabel ist, steigt die Korngröße
ab diesem Wert sprunghaft an und die Eingangsdynamik fällt von guten 10
Blenden um mehr als eine Stufe ab. Bei weiter erhöhter Empfindlichkeit
bleiben am Ende nur noch knapp sieben Blendenstufen übrig. Als
Nachteule sollte man die NX1000 daher nicht verwenden, gelegentlicher
Einsatz im Dunkeln ist aber durchaus möglich.Bei der Farbtreue
hinterlässt die Samsung einen zwiespältigen Eindruck. Der manuelle
Weißabgleich liegt sehr genau im Ziel, während die Kamera besonders
Rottöne entsättigt und in Richtung Gelb verschoben aufzeichnet. Die
maximale Farbabweichung wird über ISO 800 gut sichtbar, was ebenfalls
für die Verwendung moderater Empfindlichkeiten spricht.Das
unrühmlichste Kapitel ist die Fokussiergeschwindigkeit. Fast 0,9
Sekunden gönnt sich die NX1000 im Weitwinkel bis zum Schuss, wenn sie
von unendlich auf ca. zwei Meter umstellen muss. Erstaunlicherweise ist
sie am langen Ende des Set-Objektivs etwas flotter, vorfokussiert ist
sie sogar Schnappschusstauglich. Zu guter Letzt noch der Blitz, der in
der Labormessung dramatischer aussieht als im praktischen Einsatz. Eine
Blende Verlust in den Ecken ist im Alltag selbst bei kritischen Motiven
kaum störend. Wer sich genauer über die Labormessung informieren möchte
kann über den weiterführenden Link gegen ein geringes Entgelt alle
Messergebnisse herunterladen.Fazit Samsung lernt in riesigen Schritten
dazu. Die NX1000 überrascht als Einsteigermodell mit einer Fülle an
Funktionen, die man sonst nur in den gehobenen Modellen findet. Die
Bildqualität ist nun auf dem Niveau einer guten Systemkamera
angekommen. Dass irgendwo gespart werden musste, ist eigentlich zu
erwarten. So ist das Display nicht ganz auf der Höhe der Zeit und der
Autofokus bereitet Schnappschussfotografen keine Freude. Außerdem
sollte man der Samsung etwas Licht gönnen, damit sie ihr Potenzial voll
entfalten kann. Für den Schwerpunkt Video ist die NX1000 nicht
unbedingt erste Wahl. Wer aber eine kleine, gut ausgestattete
Systemkamera sucht und mit den genannten Einschränkungen leben kann,
ist hier genau richtig.
Zarazena - 1. Jan, 22:09