Die Säkularisierung des arabischen Denkens: Zur Trennung von Vernunft und Religion
Die Säkularisierung des arabischen Denkens: Zur Trennung von Vernunft und Religion
Seit dem 8. Jahrhundert dreht sich die islamische Philosophie um die Möglichkeiten der Auslegung des Korans.
Seit dem 8. Jahrhundert dreht sich die islamische Philosophie um die Möglichkeiten der Auslegung des Korans.
Die Rationalisten widersprechen dabei einer wortwörtlichen Interpretation. Die Säkularisten widersetzen sich den Übergriffen eines Klerus, der seine Autorität damit begründet, der heiligen Schrift buchstabengetreu zu folgen. Die Reformer wehren sich gegen ein Verständnis von Gesellschaft, in dem historisch bedingte Normen als "göttliches Gesetz" nicht im übertragenen Sinne angewandt werden können. Und hier findet sich einer der Hauptwidersprüche in der muslimischen Welt: Allein im Lager der "Buchstabentreuen" findet sich eine Pluralität der Meinungen wieder, die man sich kaum größer vorstellen kann. Ohne Probleme lassen sich allein innerhalb dieses Spektrums eine Rechtsmeinung und ihr Gegenteil finden. Diese Vielstimmigkeit lässt den Gläubigen allein; aber sie entlässt ihn auch. Im Grunde praktiziert er schon heute eine freie Meinungsfindung, indem er oder sie sich die individuell passende Lehrmeinung sucht - sei es bei einer Autorität aus der Familie, beim Imam des Dorfes, bei Fernsehpredigern, per Telefonseelsorge, als Internetanfrage, beim Großmufti: Erlaubt ist, was gefällt. Dies ist die Sollbruchstelle für eine Religion, die dem Gläubigen einen unvermittelten Zugang zu Gott verspricht. Was bleibt ist das Recht auf Selbstbestimmung.
Denkschule
Zarazena - 28. Jan, 02:13