31
Dez
2012

Vollmond

Heute ist der letzte Tag des Jahres 2012 und wir haben uns die Frage
gestellt, wann zum Jahreswechsel in der Vergangenheit oder Zukunft
einmal Vollmond war oder sein wird. Was für ein faszinierendes Bild,
wenn man sich vorstellt, dass neben dem Feuerwerk zur Begrüßung des
neuen Jahres auch der Vollmond am Himmel zu sehen ist. Das Schauspiel
des Menschen trifft die ewige Schönheit des Universums …

Warum Araber Kriege verlieren

Von Norvell B. DeAtkine, übersetzt von Deep Roots.
Das Original “Why Arabs Lose Wars” erschien erstmals im Dezember 1999
in Middle East Quarterly, hier wiedergegeben aus American Diplomacy.
Vorwort der Redaktion: Der Autor, ein pensionierter Colonel der U.S.
Army, schöpft aus vielen Jahren der persönlichen Beobachtung von
Arabern im Training, um zu Schlußfolgerungen über die Art zu kommen,
wie sie in den Kampf ziehen. Seine Befunde leiten sich aus persönlicher
Erfahrung mit arabischen Militäreinrichtungen als U.S.-Militärattaché
und Sicherheitsberatungsoffizier, beobachtender Offizier bei den von
britischen Offizieren geführten Trucial Oman Scouts (der
Sicherheitsstreitmacht in den Emiraten vor der Gründung der Vereinigten
Arabischen Emirate) ab sowie von etwa dreißig Jahren des Studiums des
Nahen Ostens.

WARUM ARABER KRIEGE VERLIEREN

Kämpfen, wie man trainiert, und die Auswirkung der Kultur auf arabische
militärische Effektivität

ARABISCHSPRACHIGE ARMEEN sind in der Moderne allgemein ineffektiv
gewesen. Reguläre ägyptische Streitkräfte schnitten in den 1960ern
schlecht ab gegen jemenitische Irreguläre. Die Syrer konnten Mitte der
1970er nur durch den Einsatz überwältigender waffen- und zahlenmäßiger
Überlegenheit ihren Willen im Libanon durchsetzen. Die Iraker erwiesen
sich in den 1980ern als unfähig gegen ein von revolutionärem Aufruhr
zerrissenes iranisches Militär und konnten einen drei Jahrzehnte
dauernden Krieg gegen die Kurden nicht gewinnen. Die arabische
militärische Leistung auf beiden Seiten des Kuwait-Krieges von 1990 war
mittelmäßig. Und die Araber haben in nahezu allen militärischen
Konfrontationen mit Israel schlecht abgeschnitten. Warum diese nicht
eben beeindruckende Leistungsbilanz? Es gibt viele Faktoren –
wirtschaftliche, ideologische, technische – aber der vielleicht
wichtigste hat mit der Kultur und gewissen gesellschaftlichen
Attributen zu tun, die Araber daran hindern, eine effektive
militärische Macht hervorzubringen.

Falsche Anfänge

Der Einbeziehung der Kultur in strategische Einschätzungen in der
Vergangenheit muß ein Armutszeugnis ausgestellt werden, denn sie ist
oft aus einem hässlichen Gebräu aus Unwissenheit, Wunschdenken und
Mythologie zusammengesponnen worden. So hat die U.S. Army in den
1930ern den japanischen Nationalcharakter als arm an Originalität
eingeschätzt und daraus die unbegründete Schlußfolgerung gezogen, daß
dieses Land technologisch permanent im Nachteil sein würde. Hitler tat
die Vereinigten Staaten als Bastardgesellschaft ab und unterschätzte
infolgedessen die Auswirkung von Amerikas Eintritt in den Krieg.
Amerikanische Strategen nahmen an, daß die Schmerzgrenze der
Nordvietnamesen nahe an unserer eigenen läge und daß das
Luftbombardement des Nordens diesen in die Knie zwingen würde. Man
dachte, daß drei Tage an Luftangriffen alles seien, was die Serben
aushalten konnten; in Wirklichkeit wurden achtundsiebzig Tage
benötigt.Wie die Beispiele nahelegen, tendiert die Berücksichtigung der
Kultur bei der Kalkulation der relativen Stärken und Schwächen
gegnerischer Kräfte dazu, zu wilden Verzerrungen zu verleiten,
besonders wenn es darum geht zu verstehen, warum Staaten, die nicht für
den Krieg vorbereitet sind, voller Selbstvertrauen in den Kampf ziehen.
Es besteht die Versuchung, dem feindlichen Staat kulturelle Attribute
zuzuschreiben, die seine zahlen- oder waffenmäßige Überlegenheit
negieren. Oder das Gegenteil: den potentiellen Feind durch das Prisma
der eigenen kulturellen Normen zu sehen.Es ist besonders gefährlich,
oberflächliche Annahmen über Fähigkeiten in der Kriegführung zu
treffen, die auf vergangenen Leistungen beruhen, denn Gesellschaften
entwickeln sich, und die militärische Subkultur entwickelt sich mit
ihnen. Die jämmerliche französische Leistung im deutsch-französischen
Krieg von 1870 verleitete das deutsche Oberkommando vor dem Ersten
Weltkrieg zu einer übermäßig optimistischen Einschätzung. Dann
verleiteten die Zähigkeit und der Mut der französischen Soldaten im
Ersten Weltkrieg jeden von Winston Churchill bis zum deutschen
Oberkommando dazu, die Kampffähigkeiten der französischen Armee weit zu
überschätzen. Die israelischen Generäle unterschätzten die ägyptische
Armee von 1973 auf der Grundlage der unglücklichen Leistung der Ägypter
im Krieg von 1967.
Kultur ist schwierig festzunageln. Sie ist nicht synonym mit der Rasse
oder ethnischen Herkunft eines Individuums. Die Geschichte der
Kriegführung spottet über Versuche, Individuen starre kulturelle
Attribute zuzuweisen – wie die Militärgeschichte des Osmanischen und
des Römischen Reiches illustriert. In beiden Fällen waren es Training,
Disziplin, Esprit und Élan, die den Unterschied ausmachten, nicht die
Herkunft des einzelnen Soldaten. Die hochdisziplinierten und effektiven
römischen Legionen zum Beispiel rekrutierten sich aus dem gesamten
Römischen Reich, und die elitären osmanischen Janitscharen
(Sklavensoldaten) waren Christen, die als Jungen aus dem Balken
zwangsrekrutiert worden waren.Die Rolle der KulturUngeachtet dieser
Probleme muß die Kultur tatsächlich in Rechnung gezogen werden. In der
Tat sollte es das Wissen um frühere Fehler möglich machen, die Rolle
kultureller Faktoren im Krieg abzuschätzen. John Keegan, der
herausragende Militärhistoriker, argumentiert, daß Kultur ein
wesentlicher Bestimmungsfaktor für die Natur der Kriegführung ist. Im
Kontrast zur üblichen Art der europäischen Kriegführung, die er als
„von Angesicht zu Angesicht“ bezeichnet, stellt Keegan die frühen
arabischen Armeen in der islamischen Ära als Meister des Ausweichens,
der Verzögerung und des Umwegs dar. Die Untersuchung der arabischen
Kriegführung in diesem Jahrhundert führt zu dem Schluß, daß die Araber
erfolgreicher bleiben in aufständischer oder politischer Kriegführung –
in dem, was T. E. Lawrence „das Gewinnen von Kriegen ohne Schlachten“
nannte. Sogar die vielgelobte ägyptische Überquerung des Suezkanals
1973 bedingte in ihrem Kern einen meisterhaften Täuschungsplan. Es kann
leicht sein, daß diese anscheinend permanenten Attribute die Folge
einer Kultur sind, die Raffiniertheit, Umwege und Verstellung in
persönlichen Beziehungen hervorbringt.Ungefähr in dieser Art schließt
Kenneth Pollock sein erschöpfendes Studium der arabischen militärischen
Effektivität, indem er anmerkt, daß „gewisse Verhaltensmuster, die von
der dominanten arabischen Kultur gefördert werden, die wichtigsten
Faktoren waren, die zur begrenzten militärischen Effektivität
arabischer Armeen und Luftstreitkräfte von 1945 bis 1991 beitrugen.“ Zu
diesen Attributen gehören Überzentralisierung, Entmutigung von
Initiative, Mangel an Flexibilität, Manipulation von Informationen und
die Entmutigung von Führungsqualitäten auf der Ebene der unteren
Offiziersränge. Das Sperrfeuer der Kritik gegen Samuel Huntingtons Idee
eines „Kampfes der Kulturen“ [„Clash of Civilizations“] mindert in
keiner Weise sein entscheidendes Argument – daß, wie sehr auch die
Gruppeneinteilung von Völkern nach Religion und Kultur statt nach
politischen oder wirtschaftlichen Kriterien Akademiker stört, die für
eine nach Klasse, Rasse und Geschlecht definierte Welt plädieren, es
doch eine Realität ist; eine die nicht durch die moderne Kommunikation
gemindert wird.
Aber wie integriert man das Studium der Kultur ins militärische
Training? Gegenwärtig hat sie kaum eine Rolle. Paul M. Belbutowsky, ein
Gelehrter und ehemaliges Mitglied der U.S.-Delta Force, stellte lapidar
eine Unzulänglichkeit in unserem eigenen militärischen Bildungssystem
fest: „Kultur, die aus allem besteht, was vage und ungreifbar ist, ist
nicht allgemein in die strategische Planung integriert, außer auf
oberflächlichsten Niveau.“ Und doch ist es genau „all das, was vage und
ungreifbar ist“, was die Konflikte niedriger Intensität definiert. Die
vietnamesischen Kommunisten führten nicht den Krieg, für den die
Vereinigten Staaten trainiert hatten, genauso wenig führten die
Tschetschenen und Afghanen den Krieg, auf den sich die Russen
vorbereitet hatten. Dies zieht weit mehr nach sich, als einfach die
Waffen auszutauschen und die Soldaten umzuschulen. Es erfordert ein
Verständnis der kulturellen Mythologie, der Geschichte, der Einstellung
zur Zeit etc., und es erfordert eine umfangreichere Investition an Zeit
und Geld, als eine bürokratische Organisation wahrscheinlich genehmigen
wird.Im Bewußtsein dessen, daß ich durch ein Minenfeld aus vergangenen
Fehlern und gegenwärtigen kulturellen Empfindlichkeiten marschiere,
biete ich einige Einschätzungen der Rolle der Kultur in der
militärischen Ausbildung arabischsprachiger Offiziere. Ich beschränke
mich aus zwei Gründen prinzipiell auf die Ausbildung:- Erstens: ich
habe viel Ausbildungstätigkeit beobachtet, aber nur einen Kampfeinsatz
(der jordanischen Armee gegen die PLO 1970);- Zweitens: Armeen kämpfen
so, wie sie trainieren. Truppen werden durch Gewohnheiten, Politik und
Verfahrensweisen in Friedenszeiten konditioniert; sie durchlaufen keine
plötzliche Metamorphose, die Zivilisten in Uniform in Krieger
verwandelt. General George Patton erzählte gern die Geschichte von
Julius Cäsar, der „seine Legionen während des Winters … in allem so
trainierte, daß sie zu Soldaten wurden, und sie so an die richtige
Ausführung ihrer Pflichten gewöhnte, daß es im Frühling, als er sie
gegen die Gallier in die Schlacht schickte, nicht notwendig war,
Befehle zu geben, weil sie wußten, was zu tun war und wie.“Information
als MachtIn jeder Gesellschaft ist Information ein Mittel, um seinen
Lebensunterhalt zu verdienen oder Macht auszuüben, aber Araber gehen
sparsam mit Information um und halten sie besonders knapp.
US-Militärausbilder sind über die Jahre oft überrascht darüber gewesen,
daß Informationen, mit denen sie Schlüsselpersonal versorgten, nicht
weit über dieses hinausgelangten. Wenn er irgendeine komplizierte
Prozedur auszuführen gelernt hat, weiß ein arabischer Techniker, daß er
von unschätzbarem Wert ist, solange er der einzige in der Einheit ist,
der dieses Wissen hat; sobald er es an andere weitergibt, ist er nicht
mehr der einzige Quell des Wissens, und seine Macht verflüchtigt sich.
Dies erklärt das allgemein übliche Horten von Anleitungen, Büchern,
Ausbildungsbroschüren und anderer Ausbildungs- oder
Logistikliteratur.In einem Fall erhielt ein mobiles amerikanisches
Ausbildungsteam, das in Ägypten mit Panzereinheiten arbeitete, endlich
die mühsam ins Arabische übersetzten Betriebsanleitungen. Die
amerikanischen Ausbilder brachten die frisch gedruckten Handbücher zum
Panzerfuhrpark und verteilten sie an die Panzerbesatzungen. Gleich
hinter ihnen sammelte der Kompaniekommandant, ein Absolvent der
Panzerschule in Fort Knox und von spezialisierten Kursen an der
Aberdeen Proving Grounds Ordnance School die Handbücher wieder von den
Besatzungen ein. Auf die Frage, warum er das tat, sagte der Kommandeur,
daß es keinen Sinn hätte, sie den Fahrern zu geben, weil die
Mannschaftsdienstgrade nicht lesen könnten. In Wirklichkeit wollte er
nicht, daß Mannschaftsdienstgrade eine unabhängige Wissensquelle
hatten. Daß er der einzige war, der die Feuerleitinstrumente oder das
Justieren der Kanonen erklären konnte, brachte ihm Prestige und
Aufmerksamkeit.In militärischen Begriffen bedeutet das, daß sehr wenig
aufgabenübergreifendes Training gemacht wird und daß beispielsweise bei
Panzerbesatzungen die Kanoniere, Ladeschützen und Fahrer in ihren
jeweiligen Aufgaben kompetent sein mögen, aber nicht darauf vorbereitet
sind, im Fall eines Ausfalls einzuspringen. Daß man die Aufgaben der
jeweils anderen nicht versteht, verhindert auch ein glattes
Funktionieren der Besatzung. Auf höherer Ebene bedeutet es, daß es
keine tiefere technische Beschlagenheit gibt.BildungsproblemeDie
Ausbildung neigt dazu, phantasielos, schablonenhaft und ohne
Herausforderungen zu sein. Weil das arabische Bildungssystem dem
Auswendiglernen verschrieben ist, haben Offiziere eine phänomenale
Fähigkeit, sich große Mengen an Wissen zu merken. Das Lernsystem neigt
dazu, aus Belehrungen von oben zu bestehen, wobei die Schüler sich
umfangreiche Anmerkungen machen und auf das geprüft werden, was man
ihnen gesagt hat. (Das hat auch interessante Implikationen für einen
ausländischen Ausbildner, dessen Glaubwürdigkeit zum Beispiel gemindert
wird, wenn er auf ein Buch zurückgreifen muß). Der Schwerpunkt auf dem
Auswendiglernen hat einen Preis, und der besteht in der geminderten
Fähigkeit zu argumentieren oder Analysen auf Basis allgemeiner
Prinzipien zu erstellen. Unkonventionelles Denken wird nicht ermutigt,
und wenn man das öffentlich tut, kann es eine Karriere beschädigen. Die
Ausbildner werden nicht herausgefordert, und am Ende auch nicht die
Schüler.Kopf-an-Kopf-Konkurrenz unter Individuen wird allgemein
vermieden, zumindest offen, denn es bedeutet, daß einer gewinnt und der
andere verliert, wobei der Verlierer gedemütigt wird. Dieses Tabu hat
eine besondere Bedeutung, wenn eine Ausbildungsklasse aus gemischten
Rängen besteht. Bildung wird zum guten Teil aus Gründen des
persönlichen Prestiges angestrebt, daher bemühen sich Araber in
U.S.-Militärschulen sicherzustellen, daß das nach militärischer
Position oder gesellschaftlicher Klasse höherrangige Mitglied die
besten Noten in der Klasse erhält. Oft führt das dazu, daß man sich in
der Klasse „die Antworten teilt“ – oft in ziemlich offensichtlicher
Weise, oder dazu, daß niederrangigere Offiziere höhere Noten als die
ihrer Vorgesetzten verbergen.Amerikanische Militärausbildner, die mit
nahöstlichen Schülern zu tun haben, lernen sicherzugehen, bevor sie
irgendeine Frage an einen Schüler in einer Klasse richten, besonders
wenn er ein Offizier ist, daß er die korrekte Antwort weiß. Wenn dies
nicht sichergestellt ist, könnte der Offizier das Gefühl haben, daß er
absichtlich öffentlich erniedrigt worden ist. Im oft paranoiden Umfeld
der arabischen politischen Kultur könnte er dann zum Feind des
Ausbildners werden, und seine Klassenkameraden werden besorgt darüber
werden, daß sie ebenfalls zur Erniedrigung ausgewählt werden könnten,
und das Lernen wird unmöglich.Offiziere gegen SoldatenNiederrangigere
arabische Offiziere sind in den technischen Aspekten ihrer Waffen und
im taktischen Know-how gut ausgebildet, aber nicht in
Führungsqualitäten, ein Thema, dem wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Wie zum Beispiel General Sa’id ash-Shazli, der ägyptische Stabschef, in
seiner Beurteilung der Armee anmerkte, die er vor dem Krieg von 1973
erbte, waren sie nicht darauf trainiert, die Initiative zu ergreifen
oder originelle Konzepte oder neue Ideen anzubieten. Tatsächlich könnte
Führungsqualität die größte Schwäche arabischer Ausbildungssysteme
sein. Dieses Problem resultiert aus zwei Hauptfaktoren: einem stark
betonten Klassensystem, das an ein Kastensystem grenzt, und einem
fehlenden Entwicklungsprogramm für Unteroffiziere.Die meisten
arabischen Armeen behandeln Mannschaftsdienstgrade wie Untermenschen.
Als eines Tages während einer Vorführung für zu Besuch weilende
US-Würdenträger der Wind beißende Sandpartikel aus der Wüste
herbeitrug, sah ich, wie ein Kontingent von Soldaten herbeimarschierte
und eine einzelne Reihe bildete, um die Amerikaner abzuschirmen. In
anderen Worten, ägyptische Soldaten wurden gelegentlich als bloßer
Windbrecher benutzt. Die Idee, daß man für seine Männer sorgt, findet
man nur unter den elitärsten Einheiten im ägyptischen Militär. An einem
typischen Wochenende steigen Offiziere in außerhalb Kairos
stationierten Einheiten in ihre Autos und fahren nach Hause, während
sie es den Mannschaften überließen, für sich selbst zu sorgen, indem
sie durch die Wüste zu einer Hauptstraße marschieren, um sich per
Autostopp von Bussen oder Lastwagen zum Eisenbahnsystem von Kairo
mitnehmen zu lassen. Unterkünfte in Garnisonen haben keine
Annehmlichkeiten für Soldaten. Dieselbe Situation gibt es in
unterschiedlichem Ausmaß in den anderen arabischsprachigen Ländern –
weniger in Jordanien, noch mehr im Irak und in Syrien. Die jungen
Wehrpflichtigen, die den Großteil der ägyptischen Armee ausmachen,
hassen den Militärdienst aus gutem Grund und tun fast alles,
einschließlich Selbstverstümmelung, um ihn zu vermeiden. In Syrien
kaufen die Reichen sich Befreiungen oder lassen sich, wenn das nicht
geht, nicht kämpfenden Organisationen zuteilen. Wie mir ein junger
Syrer sagte, kamen seine musikalischen Fertigkeiten von einer
Abkommandierung zu einer syrischen Armeekapelle, wo er ein Instrument
zu spielen lernte. Im allgemeinen setzen die Streitkräfte des
Fruchtbaren Halbmonds Disziplin mittels Furcht durch; in Ländern, wo
immer noch ein Stammessystem in Kraft ist, wie in Saudi-Arabien,
mildert der angeborene Egalitarismus der Gesellschaft die Furcht als
Hauptmotivation, sodaß ein allgemeiner Mangel an Disziplin alles
durchdringt.Die gesellschaftliche und professionelle Kluft zwischen
Offizieren und Mannschaften ist in allen Armeen vorhanden, aber in den
Vereinigten Staaten und anderen westlichen Streitkräften wird sie durch
das Unteroffizierskorps überbrückt. In der Tat ist ein professionelles
Unteroffizierskorps für die bestmögliche Funktion des amerikanischen
Militärs entscheidend gewesen; als die hauptsächlichen Ausbildner in
einer professionellen Armee sind Unteroffiziere entscheidend für
Ausbildungsprogramme und für den Korpsgeist der Mannschaften. Der
Großteil der arabischen Welt hat entweder kein Unteroffizierskorps,
oder es funktioniert nicht, was die Effektivität des Militärs schwer
behindert. Mit einigen Ausnahmen werden Unteroffiziere in derselben
niedrigen Kategorie gesehen wie die Mannschaften und dienen nicht als
Brücke zwischen diesen und den Offizieren. Offiziere bilden aus, aber
die breite soziale Kluft zwischen Mannschaftsdienstgrad und Offizier
neigt dazu, den Lernprozeß oberflächlich, formalisiert und ineffektiv
zu machen. Die Aspekte des Vorzeigens und Sagens in der Ausbildung
fehlen oft, weil die Offiziere sich weigern, sich die Hände schmutzig
zu machen und es vorziehen, die praktischeren Aspekte ihres
Unterrichtsstoffes zu ignorieren, im Glauben, daß dies unter ihrer
gesellschaftlichen Stellung sei. Ein dramatisches Beispiel dafür gab es
während des Golfkrieges [des Kuwait-Krieges von 1991; d. Ü.], als ein
schwerer Sturm die Zelte kriegsgefangener irakischer Offiziere umblies.
Drei Tage lang harrten sie lieber in Wind und Regen aus, als von
gefangenen Mannschaftsdienstgraden im benachbarten Lager dabei gesehen
zu werden, wie sie mit ihren Händen arbeiteten.
Der militärische Preis dafür ist sehr hoch. Ohne den Zusammenhalt, den
Unteroffiziere bieten, neigen Einheiten dazu, sich unter Kampfbelastung
aufzulösen. Dies ist hauptsächlich eine Funktion der Tatsache, daß die
gewöhnlichen Soldaten einfach kein Vertrauen zu ihren Offizieren haben.
Sobald Offiziere die Ausbildungsplätze verlassen, beginnt die
Ausbildung auseinanderzufallen, wenn die Soldaten anfangen, sich gehen
zu lassen. Ein ägyptischer Offizier erklärte mir einmal, daß die
katastrophale Niederlage von 1967 die Folge eines Mangels an
Zusammenhalt innerhalb der Einheiten war. Die Situation, sagte er,
hatte sich 1973 nur marginal verbessert. Irakische Kriegsgefangene von
1991 zeigten eine bemerkenswerte Furcht vor und Feindseligkeit
gegenüber ihren Offizieren.

Entscheidungsfindung und Verantwortung

Entscheidungen sind stark zentralisiert, werden auf sehr hoher Ebene
getroffen und selten delegiert. Selten trifft ein Offizier von sich aus
eine wichtige Entscheidung; stattdessen zieht er den sicheren Weg vor,
als fleißig, intelligent, loyal – und gefügig wahrgenommen zu werden.
Als Neuerer auf sich aufmerksam zu machen, oder als jemand, der zu
einseitigen Entscheidungen neigt, ist ein Rezept für Ärger.
Wie im Zivilleben ist Anpassung die überwiegende gesellschaftliche
Norm; der herausstehende Nagel wird eingeschlagen. Entscheidungen
werden ganz oben getroffen, mit sehr wenig horizontaler Kommunikation.
Befehle und Informationen fließen von oben nach unten; sie sollen in
keiner Weise neu interpretiert, ergänzt oder abgeändert werden.
US-Ausbildner werden oft frustriert, wenn sie eine Entscheidung von
einem Gegenüber erhalten wollen und nicht erkennen, daß dem arabischen
Offizier die Autorität fehlt, diese Entscheidung zu treffen – ein
Frust, der verstärkt wird durch den verständlichen Widerwillen des
Arabers, zuzugeben, daß ihm diese Autorität fehlt. Der Autor hat
mehrmals erlebt, daß Entscheidungen, die auf Bataillonsebene hätten
getroffen werden können, wie über Zeit und Ort von
Klassenversammlungen, zur Genehmigung ans Verteidigungsministerium
weitergeleitet wurden. All das hat amerikanische Ausbildner eine
Daumenregel entwickeln lassen: ein Hauptfeldwebel [Sergeant first
class] in der U.S. Army hat soviel Autorität wie ein Oberst in einer
arabischen Armee.Ausbildungsmethoden und Unterrichtsstoff werden von
höheren Autoritäten diktiert. Einheitskommandeure haben in diesen
Angelegenheiten sehr wenig zu sagen. Die politisierte Natur der
arabischen Streitkräfte bedeutet, daß politische Faktoren schwer wiegen
und häufig Vorrang vor militärischen Erwägungen haben. Offiziere mit
Initiative und einer Vorliebe für einseitiges Handeln stellen eine
Bedrohung für das Regime dar. Dies kann man nicht nur auf der Ebene
nationaler Strategie sehen, sondern auch in jedem Aspekt militärischer
Operationen und Ausbildung. Wenn die arabischen Streitkräfte in
Vorbereitung des Krieges gegen Israel von 1973 weniger politisiert und
professioneller wurden, so kehrten die alten Gewohnheiten zurück,
sobald die Kämpfe endeten. Nun mischt sich auch ein zunehmend
bürokratisiertes Militärestablishment ein. Ein Veteran der Revierkämpfe
im Pentagon wird sich wie ein Kindergartenkind fühlen, wenn er die
Rivalitäten erlebt, die es in den Hauptquartieren arabischer Militärs
gibt.Daß Verantwortung für eine Politik, Operation, einen Zustand oder
ein Ausbildungsprogramm übernommen wird, kommt selten vor. Es kann für
US-Ausbildner sehr frustrierend sein, wenn sie wiederholt erleben, wie
arabische Offiziere der US-Ausrüstung oder irgendeiner anderen äußeren
Quelle die Schuld für erfolglose Operationen oder Programme geben. Eine
hohe Rate nicht funktionierender US-Ausrüstung wird auf „Mangel an
Ersatzteilen“ zurückgeführt – wodurch mit dem Finger auf ein nicht
reagierendes US-Nachschubsystem gezeigt wird, trotz der Tatsache, daß
die amerikanischen Ausbildner nachweisen können, daß reichlich
Nachschub ins Land gekommen und in einem im Sterben liegenden
Nachschubsystem verschwunden ist. (Es sollte jedoch hinzugefügt werden,
und das ist wichtig, daß diese Kritik niemals ätzend oder persönlich
war und oft so indirekt und höflich geäußert wurde, daß indirekte
Hinweise oft erst nach einer Besprechung verstanden wurden.) Dieser
Imperativ funktioniert selbst auf höchster Ebene. Während des
Kuwait-Krieges nahmen irakische Truppen die Stadt Khafji im
nordöstlichen Saudi-Arabien ein, nachdem die Saudis den Ort geräumt
hatten. General Khalid bin Sultan, der Befehlshaber der saudischen
Bodentruppen, ersuchte um einen Brief von General Norman Schwarzkopf,
in dem festgestellt werden sollte, daß es der US-General war, der eine
Räumung der saudischen Stadt befohlen hatte. Und in seinem Bericht über
die Schlacht von Khafji gibt General Bin Sultan in vorhersehbarer Weise
den Amerikanern die Schuld an der irakischen Besetzung der Stadt. In
Wirklichkeit lag das Problem daran, daß die leichten saudischen
Streitkräfte das Schlachtfeld verlassen hatten. Die Saudis waren in
Wirklichkeit der irakischen Einheit, die sich Khafji näherte, waffen-
und zahlenmäßig unterlegen gewesen, aber der saudische Stolz erforderte
es, daß Ausländern die Schuld zugewiesen wurde.Was die Ausrüstung
betrifft, so existiert eine riesige kulturelle Kluft zwischen den
amerikanischen und arabischen Wartungs- und Logistiksystemen. Die
arabischen Schwierigkeiten mit US-Ausrüstung liegen nicht daran, wie
manchmal vereinfacht geglaubt wird, daß „Araber keine Wartungsarbeiten
machen“, sondern an einer breiten kulturellen Kluft. Das amerikanische
Konzept eines Waffensystems ist nicht leicht vermittelbar. Ein
Waffensystem bringt spezifische Wartungs- und Logistikprozeduren,
Taktiken und sogar Philosophien mit sich, die alle auf der US-Kultur
beruhen, mit ihren Erwartungen eines bestimmten Bildungsniveaus, eines
Gefühls für Verantwortlichkeit kleiner Einheiten, von
Werkzeugzuteilungen und Doktrin. Die US-Ausrüstung und ihre Wartung
begründen sich auf einem Konzept der Reparatur auf niedrigster Ebene
und erfordern daher die Delegation von Autorität. Werkzeuge, die einem
US-Bataillon zugeteilt würden (einer Einheit von etwa 600 – 800
Personen) würde man in einer arabischen Armee höchstwahrscheinlich auf
viel höherer Ebene finden – wahrscheinlich zwei oder drei Ebenen höher.
Die Expertise, Initiative und, was am wichtigsten ist, das Vertrauen,
das durch die Delegation von Verantwortlichkeit an eine niedrigere
Ebene angezeigt wird, sind selten. Ohne die benötigten Werkzeuge,
Ersatzteile oder Expertise, um die Ausrüstung in Schuß zu halten, und
bei einer Abneigung, seinen Vorgesetzten schlechte Nachrichten zu
melden, sucht der Einheitskommandeur nach Sündenböcken.
All dies erklärt, warum ich in Ägypten oft gehört habe, daß US-Waffen
„zu empfindlich“ sind. Ich habe viele im Land tätige US-Umfrageteams
beobachtet: Ständig plädieren die Gastgeber dafür, die modernste
militärische Hardware zu erwerben, und tun alles, um Fragen der
Wartung, Logistik und Ausbildung zu vermeiden. Sie betreiben
Verschleierung und Irreführung in einem Ausmaß, daß die US-Teams es
ungeachtet dessen, wie ernst sie ihre Mission nehmen, fast unmöglich
finden zu helfen. Allgemeiner gesprochen macht es der arabische
Widerwille, sich freimütig zu Unzulänglichkeiten bei der Ausbildung zu
äußern, für ausländische Berater extrem schwierig, die Ausbildung
richtig zu unterstützen oder Trainingsbedürfnisse abzuschätzen.

Operationen verbundener Waffen

Ein Mangel an Kooperation zeigt sich am deutlichsten daran, daß keine
arabische Armee in Operationen kombinierter Waffen erfolgreich ist.
Eine reguläre Infanteriekompanie der jordanischen Armee beispielsweise
ist Mann für Mann so gut wie eine vergleichbare israelische Kompanie,
auf Bataillonsebene jedoch ist die für Operationen kombinierter Waffen
mit Artillerie, Luft- und Logistikunterstützung erforderliche
Koordination einfach nicht vorhanden. In der Tat ist das
Ungleichgewicht umso größer, je höher die Rangstufe ist. Dies kommt
davon, daß selten mit kombinierten Waffen trainiert wird; wenn es
stattfindet, soll es Besucher beeindrucken (was es auch tut – der
Werbezirkus [„dog-and-pony show“] wird üblicherweise mit ungewöhnlicher
Begeisterung und theatralischem Talent aufgeführt), statt reales
Training zu bieten.
Drei zugrunde liegende Faktoren erschweren die für kombinierte
Operationen erforderliche Koordination noch weiter:- Erstens wirkt sich
der bekannte Mangel an Vertrauen unter Arabern gegenüber jedem
außerhalb ihrer eigenen Familien negativ auf Offensivoperationen aus.
In einer Kultur, in der fast jede Sphäre menschlicher Bestrebungen,
einschließlich geschäftlicher und gesellschaftlicher Beziehungen, auf
einer Familienstruktur beruht, kommt dieses grundsätzliche Mißtrauen
gegenüber anderen unter den Belastungen einer Schlacht besonders teuer
zu stehen. Offensive Kampfhandlungen bestehen im Grunde aus Feuer und
Bewegung. Das sich bewegende Element muß zuversichtlich sein, daß die
unterstützenden Einheiten oder Waffen Feuerschutz geben. Wenn es einen
Mangel an Vertrauen in diese Unterstützung gibt, dann können die
Soldaten nur dann zum Vorrücken gegen eingegrabene Verteidiger bewegt
werden, wenn die Offiziere rausgehen und führen, etwas, das kein
Charakteristikum arabischer Führung gewesen ist. (Ausnahmen von diesem
Muster sind auf Eliteeinheiten beschränkt, die in der gesamten
arabischen Welt dieselbe Pflicht haben – das Regime zu schützen statt
das Land.)- Zweitens erzeugt das komplexe Mosaik von Völkern
zusätzliche Probleme in der Ausbildung, da Herrscher im Nahen Osten die
Konfessions- und Stammesloyalitäten für ihren Machterhalt ausnutzen.
Die Minderheit der Aleviten kontrolliert Syrien, die Leute vom Ostufer
kontrollieren Jordanien, Sunniten kontrollieren den Irak, und Nadschdis
kontrollieren Saudi-Arabien. Dies hat direkte Auswirkungen auf das
Militär, wo konfessionelle Erwägungen die Postenbesetzungen und
Beförderungen beeinflussen. Manche Minderheiten (wie die Tscherkessen
in Jordanien oder die Drusen in Syrien) hängen in ihrem Wohlergehen von
der herrschenden Elite ab und erfüllen entscheidende Schutzaufgaben;
andere (wie die Schiiten des Irak) werden aus dem Offizierskorps
ausgeschlossen. In jedem Fall wirkt die auf konfessionellen Erwägungen
beruhende Besetzung von Offiziersposten einer auf Verdiensten
beruhenden Besetzung entgegen. Derselbe Mangel an Vertrauen ist auf
zwischenstaatlicher Ebene am Werk, wo arabische Armeen sehr wenig
Vertrauen zueinander zeigen, und das aus gutem Grund. Die unverfrorene
Lüge Gamal Abdel Nassers gegenüber König Hussein im Juni 1967, um ihn
in den Krieg gegen Israel zu ziehen, nämlich daß die ägyptische
Luftwaffe über Tel Aviv sei (während die große Mehrheit der Flugzeuge
zerstört war), war ein klassisches Beispiel der Täuschung. Sadats
hinterhältige Annäherung an die Syrer, um sie im Oktober 1973 zum
Kriegseintritt zu bewegen, war ein weiteres (er sagte ihnen, daß die
Ägypter den totalen Krieg planten, eine Täuschung, zu der ein zweiter
Satz Operationspläne gehörte, der allein für syrische Augen bestimmt
war). Bei so einer Geschichte ist es kein Wunder, daß es sehr wenig
übergreifendes oder gemeinsames Training unter arabischen Armeen und
sehr wenige Stabsübungen gibt. Während des Krieges von 1967
beispielsweise war kein einziger jordanischer Verbindungsoffizier in
Ägypten stationiert, genauso wenig waren die Jordanier mitteilsam
gegenüber dem ägyptischen Oberkommando.- Drittens stützen nahöstliche
Herrscher sich routinemäßig auf Techniken der Machtbalance, um ihre
Autorität aufrechtzuerhalten. Sie nutzen konkurrierende Organisationen,
doppelte Behörden und Zwangsstrukturen, die von den Launen des
Herrschers abhängig sind. Dies macht den Aufbau jeder Art von
persönlicher Machtbasis schwierig, wenn nicht unmöglich, und hält die
Führung ängstlich und aus dem Lot, und sie kann sich ihrer Karrieren
und sozialen Stellung nie sicher sein. Dasselbe gilt innerhalb des
Militärs; ein mächtiger Vorsitzender des Generalstabs ist
unvorstellbar. Verbundene Kommandos sind Papierkonstrukte, die wenig
echte Funktion haben. Führer betrachten verbundene Kommandos,
gemeinsame Übungen, kombinierte Waffen und integrierte Stäbe mit großer
Vorsicht, da alle arabischen Armeen zweischneidige Schwerter sind. Eine
Schneide zeigt auf den äußeren Feind, und die andere auf die
Hauptstadt. Landstreitkräfte sind gleichzeitig eine regimeerhaltende
Kraft und eine Bedrohung für dasselbe Regime. Diese Situation sieht man
am deutlichsten in Saudi-Arabien, wo die Land- und Luftstreitkräfte dem
Verteidigungsminister Prinz Sultan unterstehen, während die
Nationalgarde Prinz Abdullah untersteht, dem Vizepremierminister und
Kronprinzen. In Ägypten sind die zentralen Sicherheitskräfte das
Gegengewicht zur Armee. Im Irak und in Syrien übernehmen die
republikanischen Garden das Ausbalancieren.Kein arabischer Herrscher
wird zulassen, daß kombinierte Operationen oder Übungen zur Routine
werden, denn diese schaffen Vertrautheit, weichen Rivalitäten auf,
verringern den Argwohn und eliminieren die zersplitterten,
konkurrierenden Organisationen, die es den Herrschern ermöglichen,
Rivalen gegeneinander auszuspielen. Die Politiker erzeugen tatsächlich
Hindernisse, um die Fragmentierung aufrechtzuerhalten. Zum Beispiel muß
es von den Leitern der Waffengattungen im Verteidigungsministerium
koordiniert werden, wenn die Armee von der Luftwaffe Flugzeuge für
Luftlandeübungen erhalten soll, ob es nun eine gemeinsame Übung oder
eine simple Anforderung um Unterstützung fürs Training ist; wenn es um
eine große Zahl von Flugzeugen geht, ist dazu wahrscheinlich eine
Genehmigung des Präsidenten erforderlich. Militärcoups mögen vorerst
aus der Mode sein, aber die Furcht vor ihnen bleibt stark. Jedes große
Manöver von Landstreitkräften ist für die Regierung immer ein Grund zur
Sorge und wird genau beobachtet, besonders wenn scharfe Munition
verwendet wird. In Saudi-Arabien bedeutet ein kompliziertes System
vorgeschriebener Freigaben von militärischen Gebietsbefehlshabern und
Provinzgouverneuren, die sämtlich unterschiedliche Kommandokanäle
haben, für die Genehmigung von Straßenkonvois, den Erhalt von Munition
und die Durchführung von Übungen, daß ein funktionierender Coup eine
große Zahl loyaler Verschwörer erfordern würde. Das System hat sich als
staatsstreichsicher erwiesen, und es gibt keinen Grund zu glauben, daß
es nicht bis weit in die Zukunft funktionieren wird.Sicherheit und
ParanoiaArabische Regimes unterstellen alles auch nur vage Militärische
der Geheimhaltung. Informationen, die das US-Militär routinemäßig
veröffentlicht (über Beförderungen, Versetzungen, Namen von
Einheitskommandeuren und Einheitsbezeichnungen), sind in
arabischsprachigen Ländern streng geheim. Sicher, dies macht es für den
Feind schwieriger, eine präzise Schlachtordnung aufzubauen, aber es
nährt auch die entzweiende und kleinteilige Natur der Streitkräfte. Die
Sicherheitsbesessenheit kann lächerliche Ausmaße erreichen. Vor dem
Krieg von 1973 war Sadat überrascht herauszufinden, daß sein
Kriegsminister General Muhammad Sadiq noch zwei Wochen vor dem Datum,
für das er die Kriegsbereitschaft der Streitkräfte befohlen hatte,
seinen unmittelbaren Stab nicht über den Befehl informiert hatte.
Sollte ein Krieg, fragte sich Sadat, vor genau den Leuten
geheimgehalten werden, die ihn führen sollten? Man kann erwarten, daß
ein arabischer Ansprechpartner oder ein wichtiger Kontaktmann ohne
Vorwarnung und ohne Erklärung seiner plötzlichen Abwesenheit
ausgetauscht wird. Dies kann sehr leicht nur eine Versetzung um ein
paar Türen weiter sein, aber die Unklarheit all dessen läßt Ausländer
sich düstere Szenarien vorstellen – die wahr sein könnten. Und es ist
am besten, nicht zuviel nachzufragen; Berater oder Ausbildner, die
übermäßig neugierig zu sein scheinen, können sehr leicht herausfinden,
daß ihr Zugang zu militärischen Informationen oder Einrichtungen des
Gastlandes eingeschränkt wird. Die vermutete enge Beziehung zwischen
den USA und Israel, von der man annimmt, daß sie auf allen Ebenen
funktioniert, erschwert und kompliziert diesen Hang zur Geheimhaltung.
Araber glauben, daß die banalsten Details über sie irgendwie per
geheimer Hotline an den Mossad übertragen werden. Dies erklärt, warum
ein US-Berater bei arabischen Streitkräften wahrscheinlich früh und oft
nach seiner Meinung zum „Palästinaproblem“ gefragt und dann Monologen
über die angenommene jüdische Beherrschung der Vereinigten Staaten
ausgesetzt wird.

Gleichgültigkeit gegenüber der Sicherheit

Es gibt eine allgemeine Laxheit hinsichtlich Sicherheitsmaßnahmen und
eine anscheinende Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber
Ausbildungsunfällen, von denen viele durch minimale
Sicherheitsvorkehrungen hätten verhindert werden können. Für die
(vielleicht übermäßig) sicherheitsbewußten Amerikaner erscheinen
arabische Gesellschaften gleichgültig gegenüber Verlusten und der
Wichtigkeit der Trainingssicherheit. Dafür gibt es eine Anzahl von
Erklärungen. Manche würden auf den inhärenten Fatalismus im Islam
verweisen, und jeder, der beträchtliche Zeit in arabischen Taxis
verbracht hat, wird dieser Theorie Glauben schenken, aber vielleicht
hat der Grund weniger mit Religion zu tun als mit politischer Kultur.
Wie jeder Militärveteran weiß, wird das Ethos einer Einheit an der
Spitze bestimmt; oder wie das alte Sprichwort sagt, Einheiten machen
die Dinge gut, auf die der Boss Wert legt. Wenn die politische Führung
einen völligen Mangel an Sorge um das Wohlergehen seiner Soldaten an
den Tag legt, sickern solche Einstellungen durch die Ränge nach unten.
Beweisstück A hierfür war der Verrat an syrischen Truppen, die 1967 auf
dem Golan gegen Israel kämpften: nachdem sie ihre Eliteeinheiten
abgezogen hatte, sendete die syrische Regierung wissentlich die
Falschmeldung, daß israelische Truppen die Stadt Kuneitra erobert
hätten, wodurch sie im Rücken der weitgehend aus Wehrpflichtigen
bestehenden syrischen Armee gewesen wären, die immer noch in Stellung
war. Die Führung setzte diesen Schritt, um Druck auf die Großmächte zur
Erzwingung eines Waffenstillstands zu machen, obwohl er zu einer Panik
unter den syrischen Truppen und zum Verlust der Golanhöhen führte.
Schlußfolgerung: Es wäre schwierig, die kulturelle Kluft zu
übertreiben, die die amerikanische von der arabischen Militärkultur
trennt. Auf jedem bedeutenden Gebiet finden amerikanische
Militärberater Schüler, die ihre Lektionen enthusiastisch aufnehmen und
sie dann eisern nicht anwenden. Die Kultur, in die sie zurückkehren –
die Kultur ihrer eigenen Armeen in ihren eigenen Ländern – obsiegt über
die Vorsätze, mit denen sie sich von ihren amerikanischen Ausbildnern
verabschiedet hatten. Arabische Offiziere sind nicht um das Wohlergehen
und die Sicherheit ihrer Männer besorgt. Das arabische militärische
Denken ermutigt nicht zur Initiative seitens unterer
Offiziersdienstgrade, oder irgendwelcher Offiziere. Verantwortung wird
vermieden und von sich weggelenkt, nicht gesucht und übernommen.
Politische Paranoia und operationelle Hermetik statt Offenheit und
Teamanstrengungen sind die Regeln des Vorankommens (und Überlebens) im
arabischen Militärestablishment. Dies sind natürlich keine Fragen der
Genetik, sondern Angelegenheiten historischer und politischer Kultur.
Als sie einen Einfluß auf gewisse arabische Militärestablishments
hatten, verstärkten die Sowjets die eigenen kulturellen Eigenschaften
ihrer Klienten sehr. Wie die der Araber war die sowjetische
Militärkultur von politischen Ängsten getrieben, die an Paranoia
grenzten. Die Schritte, die man zur Kontrolle der (realen oder
eingebildeten) Quellen dieser Ängste unternahm, wie eine starr
zentralisierte Kommandostruktur, wurden von den arabischen politischen
und militärischen Eliten leicht verstanden.
Die Araber fühlten auch eine Affinität zu der Verachtung der
sowjetischen Offiziersklasse gegenüber den gewöhnlichen Soldaten und zu
deren Mißtrauen gegenüber einem gut entwickelten, geschätzten und gut
entlohnten Unteroffizierskorps.Die arabische politische Kultur beruht
auf einem hohen Grad sozialer Schichtung, ziemlich wie die der nicht
mehr existenten Sowjetunion und sehr unähnlich den aufwärtsmobilen,
meritokratischen, demokratischen Vereinigten Staaten. Arabische
Offiziere sehen keinen Wert darin, Informationen miteinander zu teilen,
ganz zu schweigen davon, sie mit ihren Männern zu teilen. Darin folgen
sie dem Beispiel ihrer politischen Führer, die ihren eigenen
Verbündeten nicht nur Informationen vorenthalten, sondern sie
routinemäßig täuschen.
Die Ausbildung in arabischen Armeen widerspiegelt dies: statt sich so
gut wie möglich auf die Vielzahl improvisierter Verantwortlichkeiten
vorzubereiten, die sich im Chaos der Schlacht ergeben, sind arabische
Soldaten und ihre Offiziere an die engen Funktionen gebunden, die ihnen
von ihrer Hierarchie zugewiesen werden. Daß dies sie auf dem
Schlachtfeld weniger effektiv macht, ganz zu schweigen davon, daß es
ihr Leben in größere Gefahr bringt, ist kaum von Bedeutung, wohingegen
diese beiden Fragen natürlich in der amerikanischen Militärkultur
dominant sind und sich in der amerikanischen militärischen Ausbildung
widerspiegeln.Es ist unwahrscheinlich, daß es eine Veränderung gibt,
solange sie nicht in der breiteren arabischen politischen Kultur
stattfindet, obwohl die Erfahrung anderer Gesellschaften
(einschließlich unserer eigenen) nahe legt, daß das Militär einen
demokratisierenden Einfluß auf die breitere politische Kultur haben
kann, da Offiziere die Lektionen ihrer Ausbildung zuerst in ihr
berufliches Umfeld mitbringen und dann in die breitere Gesellschaft. Es
macht jedoch offensichtlich einen großen Unterschied, wenn die
umgebende politische Kultur nicht nur als demokratisch deklariert ist
(wie es die der Sowjetunion war) sondern auch das auch funktional
ist.Solange die arabische Politik sich nicht grundlegend zu ändern
beginnt, ist es unwahrscheinlich, daß arabische Armeen ungeachtet des
Mutes oder der Fähigkeit einzelner Offiziere und Männer das Spektrum
der Qualitäten erlangen werden, die moderne Streitkräfte zum Erfolg auf
dem Schlachtfeld brauchen. Denn diese Qualitäten hängen davon ab, daß
den Mitgliedern der Streitkräfte auf allen Ebenen Respekt, Vertrauen
und Offenheit eingeimpft wird, und dies ist die Marschmusik der
modernen Kriegführung, die arabische Armeen, wie sehr sie auch die
dazugehörigen Schritte nachahmen mögen, nicht hören wollen.
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