25
Jul
2014

Wohin gehst du

"Wohin gehst du?"

So ruft sie hinter ihm her und lauscht. Nichts ist zu hören, nur ein Nachhall im Flur. Ein zorniger Nachhall, produziert von einer Tür, die wütend ins Schloss geworfen wurde. Seufzend geht sie zum Fenster, blickt durch die Gardine zur Straße hinunter. Wie verschwommen sieht sie ihn dort gehen ... schmal, die Schultern hochgezogen, so stapft er durch den Schnee. Selbst die Fußstapfen sehen zornig aus ... die Ränder hochgestülpt, so fest muss er aufgetreten sein. Wieder seufzt sie ... er ist so schwierig, es ist so schwer, ein Gespräch mit ihm aufrecht zu erhalten. Sie winkt ihm vorsichtig hinterher, sich bewusst, dass er sie wegen der Gardine ja sowieso nicht sehen kann. Überhaupt ... er würde sich ja sowieso nicht umdrehen, zurückblicken zu ihr, die gerade mal wieder hilflos über diese Sache nachdenkt. Wie konnte es nur so weit kommen ... wann hatte sie den Kontakt zu ihm verloren? Vor ein paar Wochen, vor ein paar Monaten oder sogar Jahren? Sie wusste es nicht, wusste nur, dass es ihr immer schwerer fiel, Zugang zu ihm zu bekommen - eine "vernünftige" Reaktion auf Fragen, deren Antworten ihr wichtig waren - ihm wohl eher nicht.

Erschöpft von der vergangenen Diskussion erhob sie sich, ging in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein. Es schmeckte schal, natürlich, die Flasche war mal wieder nicht zugedreht. Wie oft hatte sie ihn schon gebeten, doch einfach den Deckel fest aufzuschrauben. Sie mag kein Wasser, dem die Kohlensäure schon entwichen war. Aber daran denkt er einfach nicht, selbst die kleinste Gefälligkeit war ihm schon zuviel. Dabei tat sie doch alles, um ihm das Leben leicht zu machen. Sie wusch, sie kochte, sie kümmerte sich um alles, was das tägliche Leben betraf. Da war es doch nicht zuviel verlangt, das er wenigstens die Wasserflasche zudrehte, wenn er sich ein Glas eingegossen hatte. Nun wurde sie wütend. Sie knallte das Glas auf den Tisch und schwor sich zum hundersten Male: Wenn er nachher nach Hause kommt, dann wird Tacheles geredet - so geht es nicht weiter. Sie riss den Kühlschrank auf, knallte die Flasche ins Türfach. Und Essen würde sie auch nicht kochen, sollte er doch Hunger schieben. Schließlich war im Eisfach genug, was er in die Mikrowelle schieben konnte.

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